multilpe spaces (Qubik) collaboration

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multiple spaces

“Wie kann ich glauben, was ich nicht sehen kann?“
Im geplanten Projekt sind acht Künstler unterschiedlicher Disziplin (Malerei, Grafik, Druckgrafik, Performance, Installation, Konzept und neue Medien) eingeladen, sich gemeinsam mit dem Ausstellungsraum (eine säkularisierte Barockkirche in Wr. Neustadt) auseinander zu setzen.Seit etwa einem Jahr finden innerhalb der Gruppe intensive Diskussionen darüber statt, wie die unterschiedlichen künstlerischen Praktiken ineiner gemeinsamen Arbeit gebündelt werden können.
Das dies infolge unterschiedlicher künstlerischer Sicht- und Arbeitsweisen den Einzelnen herausfordert und immer wieder zu Konflikten führt, liegt auf der Hand. Wichtig schien es für alle Beteiligten nicht gegen den Raum zu kämpfen, sondern ihn in seiner ganzen suggestiven Kraft zu nutzen, um dessen Funktionsweise sichtbar zu machen.Zur Darstellung wird – einem Datenträger, einer Druckplatte oder einem photografischen Negativ ähnlich, das Grundnahrungsmittel Brot verwendet. In dieses soll der Raum seine Wirkung einschreiben, und sie nach dem künstlerischen Entwicklungsprozess für den Betrachter gleichermaßen intellektuell und emotional erfahrbar machen.Als Ausgangspunkt wird von den Künstlern der natürlich Kreislauf des Brotes zur Energiegewinnung unterbrochen. Statt als „Altbrot“ zur Aufbereitung direkt in die Biogasanlage, wird das Brot (ca 20 T) in den Kunstraum überführt und zwischengelagert.
Dort wird dessen lebendige Energie zum Sinnbild gewandelt. Dies repräsentiert das Objekt der Kunst wie auch den Gegenstand der Wirtschaft. Befragt aber zugleich die Realität und die Notwendigkeit des materiellen Status desselben.

(c) Qubik, 2008

multiplespaces2Eröffnung: Boris Manner

Mit ihrer Intervention eine Landschaft aus Bot in einem Kirchenraum zu gestalten löst Qubik, eine Gruppe von 8 Künstlerinnen und Künstlern, wohl bei den meisten Besuchern nahe liegende Assoziationen aus. Ist doch die Verbindung von Brot als Symbol und dem christlichen Glauben den meisten von uns geläufig. Jesus selbst verwies doch auf seine Anwesenheit bei jedem gemeinsamen Abendmahl. Und das gebrochene und verspeiste Brot ist ja im katholischen Ritus der Ort des Anwesens des Gottessohnes. Aber abgesehen von diesem Bezug verweist diese Arbeit auf ein anderes Phänomen. Das verwendete Brot ist „Abfall“, der in den Supermärkten übrig gebliebene Tagesrest. Dieser wird nach Kassenschluss in Containern gesammelt und dann per Transporter zur Wiederverwertung als Biodünger geführt. Diesen Kreislauf unterbrechen die Künstler und machen dadurch diesen Prozess für uns sichtbar. Dieses Spiel von Heiligem und Profanem deutet auf die metaphysische Herkunft von Ökonomie. Giorgio Agamben ortet den Ursprung der abendländischen Ökonomie in der göttlichen Haushaltung die von den Kirchenvätern der ersten christlichen Jahrhunderte konstruiert werden musste um die Identität und die Differenz von Vater, Sohn und dem heiligen Geist zu versöhnen um so der Gefahr eines neuen Polytheismus zu entgehen. Diese Trennung von Sein und Handeln, verkörpert in Gottvater und Gottessohn, war der Ausgangspunkt für das Modell des reinen Handelns, das sich vom Sein, vom Ursprung, getrennt hatte. Und dieses bezugslose Handeln scheint die gegenwärtige Ökonomie zu beherrschen und zu lenken. Was diese Intervention mit Kunst zu tun hat ? Ein Zitat von Paul Klee mag einen Anhaltspunkt für eine Erklärung geben :  „Kunst zeigt nicht Sichtbares sondern macht sichtbar“.   

(c) Boris Manner, 2008

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Veranstaltungsort:
Karmeliterkirche,WienerNeustadt Ausstellungsdauer:21.11.–31.12.2008

Teilnehmende Künstler:
Hawy Abdelrahman, Michael Wegerer, Karoline Riha, Astrid Kitzler, Michaela Kirchknopf, Johanna Klement, José Pozo, Muzak


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